Rückblick vom 31. Januar 2025

Erfroren an der Grenze, Entwicklungen nach Rechts, Kein Vergessen

Was ist neu?​​​​​​​ ​​​​​​​

Österreichischer Innenminister „führt Gespräche“ mit Taliban 

Sein Ziel: mehr Abschiebungen. Denn was könnte heutzutage schon ein anderes Ziel von europäischen Politiker*innen sein?

Was Joachim Stamp (FDP), Sonderbeauftragter für Migration in Deutschland, letztes Jahr absurderweise ankündigte, nämlich direkt mit den Taliban verhandeln zu wollen, wurde nun in Österreich in die Tat umgesetzt. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) führte Gespräche mit den Taliban, um mehr Menschen nach Afghanistan abschieben zu können. Das Schreckgespenst der Asyl- und Migrationspolitik, das alle Parteien von grün bis ultrarechts im Nacken gepackt hält – es ist anscheinend noch immer nicht genug. Symbolpolitik, Aushöhlung des Asylgesetzes, Verschiebung des Diskurses nach rechts, das Bröckeln der ‚Brandmauer‘ (z.B. die Abgrenzung zur AfD), Wiederholung von Nazi-Politik, Schüren von Ängsten, fehlender politischer Wille für soziale Lösungen. Spätestens im Jahr 2025 könnten Zitate von Politiker*innen sowohl aus den Rängen der Grünen, der sog. Mitte oder von Ultrarechts stammen. So verschieben sich langsam aber sicher die Grenzen des Undenkbaren, Unsagbaren, Unmöglichen und Unfassbaren und werden denkbar, sagbar und möglich, aber immer noch unfassbar. Mit einer Terrororganisation zu verhandeln, die keine anerkannte Regierung ist und die ihre Bevölkerung unterdrückt, um ein paar sogenannte ‚straffällig gewordene‘ afghanische Geflüchtete abzuschieben und sie ihrem Schicksal zu überlassen, entbehrt jeglicher Vorstellung von Ethik, Glaubwürdigkeit (Stichwort: ‚europäische Werte‘), Gerechtigkeitsstandards und elementaren Prinzipien von Solidarität und Humanität.

https://orf.at/stories/3382694/


Was ist aufgefallen?

Flucht- und Migrationsrouten Updates

Bulgarische Polizei blockiert Rettung von ägyptischen Teenagern, die an der Grenze erfroren 

CW: Der folgende Text enthält explizite Beschreibungen von Tod und Gewalt.

Die bulgarische Grenzpolizei verhinderte die Rettung von drei minderjährigen Flüchtenden, die sich in Lebensgefahr befanden. Die Leichen, die in den verschneiten Wäldern zurückgelassen und teilweise von Tieren angefressen worden waren, wurden schliesslich von Aktivist*innen geborgen. Das Collettivo Rotte Balcaniche und No Name Kitchen schlüsseln in einem ausführlichen Bericht die Geschehnisse auf und machen die Ausmasse der europäischen Todespolitiken sichtbar.

Die bulgarische Grenzpolizei liess drei minderjährige ägyptische Migranten – Ali (15), Samir (16) und Yasser (17) – im Stich, deren lebensbedrohlicher Zustand wiederholt gemeldet worden war. Das Versäumnis der Behörden, Hilfe zu leisten, und ihre konsequente Behinderung von Rettungsaktionen durch Aktivist*innen führten zum Tod der Jugendlichen.

In den frühen Morgenstunden des 27. Dezember erhielten Aktivist*innen von Collettivo Rotte Balcaniche und No Name Kitchen (NNK) Berichte über drei unbegleitete Minderjährige, die in der Nähe der Stadt Burgas im Südosten Bulgariens, wahrscheinlich aufgrund von Unterkühlung unmittelbar vor dem Tod standen. Die Videos, die den Berichten beilagen, zeigten zwei von ihnen bewusstlos im Schnee liegen. Mehrmals wurde die Notrufnummer 112 gewählt und um sofortige Hilfe gebeten. Die Aktivist*innen eilten zu den Minderjährigen, wohl wissend, dass die Grenzpolizei sich oft weigert, Menschen auf der Flucht zu helfen und sie stattdessen brutal in die Türkei zurückdrängt – eine Praxis, die als „Pushback“ bekannt ist und nach allen internationalen Konventionen illegal ist, insbesondere wenn es sich um unbegleitete Minderjährige handelt.

Die Aktivist*innen wurden jedoch wiederholt von Grenzpatrouillen aufgehalten und konnten die Minderjährigen nicht erreichen. Sie forderten die Polizei auf, einzugreifen, wurden jedoch selber von den Beamt*innen bedroht und brutal zurückgewiesen.

Am 28. Dezember erreichten die Aktivist*innen schliesslich die Standorte, die am Vortag ursprünglich an 112 gemeldet worden waren. Sie fanden zwei Jugendliche tot vor – einer war mit Schnee bedeckt und der andere lag mit dem Kopf in einer Pfütze. Am 29. Dezember begaben sich die Aktivist*innen zum letzten gemeldeten Standort. Sie fanden die dritte Leiche, diese war auch teilweise verstümmelt, da ein Fuss und der Kopf von Tieren angefressen worden waren. Während die erste Leiche 20 Meter von den übermittelten Koordinaten entfernt gefunden wurde, fanden sich die anderen beiden genau an den GPS-Koordinaten, die an 112 geteilt worden waren, und waren entlang des Weges deutlich sichtbar.

Es scheint nur zwei plausible Erklärungen für das Vorgehen der Behörden zu geben: Entweder fanden sie die sterbenden Personen und liessen sie zurück, oder sie erreichten die Standorte trotz klarer Beschreibungen nie. Deutlich erkennbare Stiefelabdrücke im Schnee in der Nähe einer der Leichen – die später verwischt wurden, als die Grenzpolizei gezwungen war, die Leiche zu bergen – deuten darauf hin, dass Beamt*innen früher vor Ort waren, aber keine Hilfe leisteten. Vielleicht hätte die Person zu diesem Zeitpunkt noch gerettet werden können.

In kleinerem Umfang übten die Behörden auch Gewalt gegen die Aktivist*innen aus. Zusätzlich zu zahlreichen Drohungen zwang die Grenzpolizei ein Team, stundenlang durch die eisige Nacht zu laufen, befahl einem Aktivisten, einen der leblosen Körper von Hand zu tragen, und zwang andere, im Kofferraum eines Polizeiwagens zu reisen. Diese Praktiken entsprechen den Mustern, die das Collettivo Rotte Balcaniche seit dem Sommer 2023 beobachtet: Menschen, die dringend medizinische Versorgung benötigen, wird diese verweigert, Menschen in kritischem Gesundheitszustand werden in die Türkei zurückgedrängt, es kommt zu Todesfällen und die Repression gegen diejenigen, die Solidarität zeigen, nimmt zu. Nur wenige Tage zuvor wurden vier Mitglieder des Collettivo Rotte Balcaniche nach der Rettung von drei Menschen in Not über Nacht in einem heruntergekommenen Barackenraum ohne Matratzen festgehalten, und am 29. Dezember wurde Mitgliedern von No Name Kitchen dieselbe Behandlung zuteil – der fünfte derartige Vorfall seit September.

Die europäische Migrationspolitik verwandelt Land- und Seegrenzen in autorisierte Todesfallen. Die Todespolitik gefährdet Menschen und verweigert ihnen schliesslich die Rettung, was sie direkt für ihren Tod verantwortlich macht. Diese Politik hat Ali, Samir und Yasser getötet, ebenso wie sie in den letzten zwei Jahrzehnten Zehntausende Menschen an den Grenzen Europas getötet hat, und sie wird weiterhin viele weitere Menschen töten, wenn sie nicht gestoppt wird. Es sind auch keine Einzelfälle oder ein paar Fehler innerhalb der europäischen Migrationspolitik, sondern es geht um die Grundfesten der Politik selbst. Sie ist durch und durch verrottet. Und sie ist so gewollt. So wurde Bulgarien für die Umsetzung dieser Todespolitik kürzlich der Zugang zum Schengen-Raum gewährt.

Ali, Samir und Yasser wurden inzwischen mithilfe der NGO Mission Wings identifiziert, denn „die staatlichen Behörden unternehmen wenig bis gar keine Anstrengungen, um tote Migrant*innen zu identifizieren oder ihre Familien zu informieren, während einzelne Ärzt*innen, NGO-Mitarbeiter*innen und Aktivist*innen tun, was sie können, um die Lücken zu füllen. Nicht identifizierte Leichen werden in Leichenhallen gestapelt oder spurlos verscharrt“.

Die Leichen der drei Jugendlichen wurden nach Ägypten überführt und dort beerdigt. Unsere Gedanken sind mit ihren Angehörigen. 

https://www.middleeasteye.net/news/bulgarian-police-deliberately-neglected-three-egyptian-minors-who-died-hypothermia-near-border

https://www.infomigrants.net/en/post/62171/three-minors-die-at-bulgarias-border-as-activists-accuse-authorities-of-blocking-rescue

https://bloodyborders.org/wp-content/uploads/2025/01/NNK_Frozen-Lives_25-01-20_2.pdf

Jahresbericht 2024: mindestens 31’404 Menschen von Algerien nach Niger abgeschoben 

Am 13. Januar veröffentlichte die NGO Alarm Phone Sahara eine Pressemitteilung, in der sie darauf aufmerksam machte, dass im Jahr 2024 mehr als 30’000 Menschen von algerischen Behörden nach Niger abgeschoben wurden. Alarm Phone Sahara (APS) verurteilt die gewaltvollen und teilweise tödlichen Deportationen. Immer wieder kam es im letzten Jahr zu Massenverhaftungen, woraufhin Leute an die Grenze gekarrt und in der Wüste ausgesetzt werden. Dort müssen sie die zehn Kilometer bis zum nächsten International Organisation for Migration (IOM)-Camp in Niger zu Fuss zurücklegen. Diese Massenverhaftungen sollen immer häufiger vorkommen. Seit 2023 beobachtet APS auch Ketten-Push-Backs: Leute werden auf dem Mittelmeer abgefangen, von Tunesien nach Algerien und daraufhin nach Niger abgeschoben. Zudem haben auch die Deportationen von Libyen nach Ost-Niger zugenommen. Anfang Januar führten libysche Behörden z.B. die grösste Massendeportation bisher aus. Über 600 Menschen wurden in der nigerischen Wüstenstadt Dirkou ausgesetzt. 

https://www.infomigrants.net/en/post/62244/ngo-estimates-more-than-30000-migrants-deported-by-algeria-to-niger-in-2024

https://www.theguardian.com/global-development/2025/jan/10/libya-expels-600-nigeriens-migrant-workers-eu

1. Toter auf dem Ärmelkanal im Jahr 2025 

Am 10. Januar wurde ein syrischer 19-Jähriger auf einem Schlauchboot zu Tode gequetscht. 

Ein Boot mit ungefähr 60 Leuten an Bord hatte den Strand von Sangatte, nahe Calais verlassen, um die Überfahrt nach Grossbritannien auf sich zu nehmen. Kurz nach dem Ablegen erlitt das Boot ein Leck und Panik brach aus. 15 Menschen mussten aus dem Wasser gerettet werden. Ein Teenager wurde ins Krankenhaus gebracht, sein Zustand ist jedoch stabil. 

Im Jahr 2024 sind mindestens 77 Menschen bei der Überquerung des Ärmelkanals gestorben, NGOs sprechen sogar von 90. Es ist das tödlichste Jahr für People on the move auf dem Weg nach Grossbritannien. 

https://www.infomigrants.net/en/post/62191/syrian-migrant-dies-during-channel-crossing-attempt

Zwei Menschen sterben an Kohlenmonoxidvergiftung in tunesischer Zeltstadt 

Die rassistische Hetze in Tunesien hat schwerwiegende Folgen für geflüchtete und migrierte Menschen aus Staaten südlich der Sahara. Sie können keine Wohnungen mehr mieten und keine Arbeit mehr ausführen. Dies führt dazu, dass sie in extremer Armut in selbstgebauten Zeltcamps nahe Sfax leben müssen. Zudem werden die Camps immer wieder von der Polizei zerstört. Teilweise können sich die Menschen werden warme Jacken noch Decken leisten. Im Winter kann es sehr kalt werden, um die zehn Grad Celsius.

Diese Lebensumstände haben nun mindestens zwei Menschen, einer 26-Jährigen aus Guinea und einem 23-jährigen Ghanaer, das Leben gekostet. Sie hatten gegen die Kälte in ihrem Zelt ein Feuer entzündet und starben an einer Kohlenmonoxidvergiftung.

https://www.infomigrants.net/en/post/62131/several-migrants-in-tunisia-die-from-carbon-monoxide-poisoning-in-sfax-olive-groves

Argentinien: Neoliberale Faschos reichen sich weltweit die Hand 

Der ultrarechte und ultraliberale Javier Milei ist seit etwas über einem Jahr Präsident. Eine kurze Bilanz.

Milei hat es durch extreme Einsparungen in der Staats-Administration geschafft, die Inflation zu senken. Als er 2023 gewählt wurde, hatte Argentinien die höchste jährliche Inflationsrate weltweit: 211 Prozent. Mittlerweile ist die monatliche Inflationsrate auf 2,4 Prozent gesunken. So niedrig war sie seit 4 Jahren nicht. Doch auf wessen Kosten ist die Inflation so drastisch gesunken?

Vor allem die Arbeiter*innenklasse trägt schwer an den Folgen. Armut stieg von 40 Prozent im Jahr 2023 auf 53 Prozent in der ersten Hälfte des Jahres 2024 an – über 6 Millionen Menschen in Argentinien leben in extremer Armut. 1 Million Kinder gehen abends hungrig ins Bett.
Die Finanzpolitik unter Mileis Regierung bedeutet für die gesamte Bevölkerung schwere Rezession, einen Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Abnahme des Reallohns.

Die beiden ultrareichen Faschos Trump und Musk (von seinem Hitlergruss beginnen wir hier gar nicht erst zu sprechen) lieben Milei für seine Finanzpolitik und nehmen ihn als Vorbild für die Administration in den USA. Genauso wie Musk sich in die deutsche und US-amerikanische Politik einmischt und die AfD und die Trump-Regierung finanziert und beeinflusst, oder die italienische neo-faschistische Premierministerin Meloni mit neoliberalen Mitteln ihren Krieg gegen die Armen führt – die Ultrarechten, Ultrareichen, Neo-Liberalen und Faschos greifen sich gegenseitig unter die Arme und kopieren die Strategien voneinander.

Ein weiterer Streich Mileis: Er hat dem Militär neue Kompetenzen eingeräumt. Dieses soll nun einerseits auch gegen „innere Gefahren“ eingesetzt werden, u.a. in Grenzgebieten. Was diese „Gefahren“ sein sollen, bleibt aber sehr vage formuliert. Andererseits sollen Militärs in Zukunft sogar Festnahmen durchführen können.

Dies ist angesichts der vorherrschenden sozialen Ungerechtigkeit im Land und den damit einhergehenden Protesten äusserst beunruhigend. Laut Amnesty International wird bereits jetzt übermässige Gewalt gegen soziale Proteste angewendet. In einem Jahr sind bei 15 Demonstrationen circa 1.150 Personen verletzt und viele festgenommen worden. Die übertriebenen Anklagen lauteten u.a. auf Terrorismus und versuchten Umsturz. Zwar mussten diese Anklagen später fallengelassen werden, doch einige der Angeklagten verbrachten übermässig lange Zeit in Untersuchungshaft.

Dem Militär mehr Befugnisse einzuräumen, ist angesichts dieser Lage alarmierend.

https://amerika21.de/2024/12/273049/argentinien-armee-im-inneren
https://www.aljazeera.com/news/2024/12/30/inflation-down-poverty-up-as-milei-takes-chainsaw-to-argentinas-economy

Entwicklungen und Ereignisse im rechten Spektrum 

Deutschland: Die AfD trennt sich von der JA und die Brandmauer fällt

Als es in der AfD noch sogenannte „moderatere“ Kräfte gab, wurden ab und zu einzelne Mitglieder der Jugendorganisation, der Jungen Alternative (JA) ausgeschlossen, weil diese mit zu klar faschistischen Positionen auftraten. Nun trennt sich die AfD von der gesamten JA. Dies obwohl sich mittlerweile der rechte Flügel innerhalb der AfD durchgesetzt hat und es die „Moderaten“ nicht mehr gibt. Die Abspaltung der JA kann als Versuch gelesen werden, es den anderen institutionellen Parteien leichter zu machen, die sogenannte Brandmauer ganz einzureissen, um die AfD als Politpeer anzuerkennen. Die vermeintliche Brandmauer bröckelt ohnehin schon. Vielerorts wird auf Gemeindeebene bereits zusammen mit der AfD regiert und auf Länder- und Bundesebene werden die rassistischen Positionen der AfD indirekt unterstützt, indem sie übernommen und als die eigenen ausgegeben werden. 

Diese Entwicklung zeigt sich auch im Hinblick auf die Bundeskanzler*innenwahlen am 23. Februar. Die AfD hat Alice Weibel als Kandidatin nominiert. Doch statt die AfD zu ghosten und auszuschliessen, wird neu mit ihr gerechnet. So kündigte der chancenreichste Kanzlerkandidat Friedrich Merz von der CDU/CSU-Fraktion an, seine geplanten Verschärfungen des Migrationsregimes mit und dank der parlamentarischen Unterstützung der AfD vorantreiben zu wollen. Weidel verstand diese Botschaft und übersetzte sie auf X treffend: «Die Brandmauer ist gefallen!»

Österreich: Die FPÖ wird an die Macht gelassen

Auch in Österreich ist die vermeintliche Brandmauer gefallen. Lange Zeit brüsteten sich sämtliche institutionellen Parteien damit, dass sie die FPÖ und ihren Frontmann Herbert Kickl niemals an die Macht kommen lassen würden. Nun wird wohl genau dies eintreffen. Für Kickl ist die Machtübernahme zum Greifen nah. Nach dem Scheitern der Koalitionsbildungsgespräche zwischen ÖVP, SPÖ und den Neos wurde Kickl beauftragt, für Österreich eine neue Regierung zu bilden und diese anzuführen. Die ÖVP gilt als mögliche Koalitionspartnerin, die dafür die Hand bieten wird.

Die Aufnahme der FPÖ in die Riege der anerkannten institutionellen Parteien erfolgt, nachdem es der Partei in mehreren Bundesländern gelang, Koalitionen zu bilden. Die FPÖ ist mittlwerweile in fünf der neun Länderregierungen beteiligt. Eine wichtige Rolle spielt zudem der Erfolg anlässlich der Parlamentswahl im September 2024. Diese gewann die FPÖ vor der ÖVP. 

Italien: Faschistische Demos normalisieren sich

Anfangs des Jahres haben bei einer neofaschistischen Demo in Rom Hunderte den Faschistengruss gezeigt. Dieser ist zwar verboten, doch laut einem Gerichtsurteil sei er zu tolerieren, solange davon keine namhafte Gefahr ausgehe. Die Faschist*innen kamen zusammen, um zwei Neofaschist*innen zu huldigen, die 1978 von Antifaschist*innen getötet wurden. Die Demos finden jährlich vor dem ehemaligen Sitz des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI) statt. Die aktuelle Regierungschefin Giorgia Meloni war früher Teil der Jugendbewegung des MSI. Später war sie Mitglied bei der MSI-Nachfolgepartei Alleanza Nazionale, bevor sie in die 2013 gegründeten Fratelli d’Italia eintrat, um an deren Spitze 2022 die Wahlen zu gewinnen.

Frankreich: Jean-Marie Le Pen ist tot

In Frankreich verstarb Anfang Jahr Jean-Marie Le Pen. Der Vater der amtierenden RN-Frontfrau Marine Le Pen führte den RN lange Zeit. Ihm ist keine Träne nachzuweinen. Im Algerienkrieg hat er gemäss Überlebendenberichten gefoltert. Frankreichweit wurde er als bekennender Antisemit bekannt, der den Holocaust relativierte. Sein Tod wurde in zahlreichen Städten Frankreichs im Rahmen von spontanen Demonstrationen mit grossen Feuerwerken gefeiert. Die Kritik, die daraufhin in den Mainstreammedien zu lesen war, zeigt, dass sich die Meinungsträger auch in Frankreich längst daran gewöhnt haben, Faschist*innen mit Respekt zu begegnen. Doch der Tod von Faschist*innen ist keine schlechte Sache. Sie war es 1945 nicht und ist es heute nicht. 

Wo gab es Widerstand? 

Anti-WEF Proteste von Bern über Zürich bis nach Davos

Gegen das World Economic Forum, welches vom 20. – 24. Januar in Davos abgehalten wurde, fanden diverse Proteste statt. 

Am Samstag, 18. Januar, demonstrierten mehrere hundert Personen in Bern. Gleichzeitig fand in Zürich das Andere Davos und das Winterquartier statt – mit verschiedenen Gegenveranstaltungen und -perspektiven zum WEF. Währenddessen wanderten wie in den vergangenen Jahren Aktivist*innen von Küblis über Klosters nach Davos, um auch vor Ort gegen das WEF zu protestieren. Und am 24. Januar demonstrierten in Zürich nochmals hunderte Personen gegen Javier Milei, der am WEF zu Besuch war. 


Proteste in Serbien

Die Proteste in Serbien, die bereits im November begonnen hatten, dauern an. Am 28. Januar ist der serbische Ministerpräsident Miloš Vučević von der regierenden serbischen Fortschrittspartei (SNS) zurückgetreten. Zwei Artikel ordnen ein: 

https://sozialismus.ch/international/2025/serbien-protestbewegung-gegen-korruption-neoliberalismus-und-autoritarismus/

https://www.woz.ch/2502/widerstand-in-serbien/wie-ein-lauffeuer/!2PEGTPFJF4D0


Widerstand rund um Gerichtsverfahren in Polen

In Polen müssen fünf Personen mit fünf Jahren Gefängnis rechnen, weil sie an der polnisch-belarussischen Grenze humanitäre Hilfe geleistet haben. Ihr „Verbrechen“? Menschen auf der Strasse mit Lebensmittel und Kleidung zu versorgen und sie ein paar Kilometer mit dem Auto mitzunehmen. Die Prozess findet am 28. Januar statt, Demonstrationen vor dem Gerichtshaus sind angekündigt.


#StopDublinGreece

Unter #StopDublinGreece haben sich geflüchtete Personen zusammengeschlossen, um gegen die Ausschaffungen nach Griechenland zu protestieren. Wir teilen hier ihren Aufruf:

Sitzstreik von Ahmet Sahin vor dem SEM

Ahmet Sahin wartet seit 2022 auf eine Antwort auf seinen Asylantrag. Mit dem Sitzstreik vor dem SEM will er gegen diese andauernde Unsicherheit protestieren. 

https://pangeakolektif.org/fr/actualites/lincertitude-est-une-torture-le-sit-du-refugie-ahmet-sahin-devant-le-sem

Kein Vergessen

12. Februar: Osuigwe Chr. Kenechukwu 2003 (Helvetzid)
Starb im Durgangszentrum, St. Gallen

15. Februar: Nesurasa Rasanayagam 2022 (Helvetzid)
Nesurasa Rasanayagam wurde am 15. Feburar 2022 500m vom Asyllager Gampelen gefunden. SEM befiehlt Kremation statt Obduktion.

28. Februar: Mike Ben Peter 2018 (Helvetzid)
Mike Ben Peter died in Lausanne on Feb. 28, 2018, after six police officers kneel on him for minutes. For six minutes, Nigerian Mike Ben Peter lies face down on the asphalt near Lausanne train station. On him the weight of six policemen who push him to the ground. Previously, the officers allegedly kicked him in the genitals. Mike Ben Peter suffers a collapse on the spot in the presence of the police officers. Twelve hours later, he dies of cardiac arrest at University Hospital. The casebears striking similarities to the death of George Floyd (†46) in Minnesota (USA), which led to mass protests around the world. Mike’s death is a Helvetzid!

19. Februar: Hanau
Am 19. Februar jährt sich der rassistische Anschlag in Hanau zum 5. Mal. SayTheirNames steht für Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov – neun Menschen, die am 19. Februar 2020 in Hanau getötet wurden.

6. Februar: El Tarajal, Marokko
Grenzen töten. So auch am 6.2.2014 bei El Tarajal in Marokko, als spanische Grenzbeamt:innen 14 Menschen getötet haben, die die spanische Exclave Ceuta zu erreichen versuchten.

Was steht an?

Tour de Lorraine 2025

24. Januar – 1. Februar 2025

Social Media, Datenschutz, Gaming, Tech-Giganten, Künstliche Intelligenz, geplante Obsoleszenz, E-ID, E-Voting, E-Alles… ob wir wollen oder nicht, unser Alltag, viele unserer Entscheide und unser Handeln wird durch Technologie unterstützt, gelenkt, beeinflusst, behindert, getrieben und teilweise alles auf einmal.

Durch die Komplexität und die Vielfalt der Problemstellungen trauen sich Viele gar nicht, die drängenden Fragen anzugehen. Dies gilt nicht nur für viele im Privaten sonder ebenso für die Politik und Teile der Zivilgesellschaft. 

Die Tour de Lorraine fordert: «Reclaim Technology». Gemeinsam mit Expert*innen und Aktivist*innen erläutern wir Schlüsselfragen verständlich, formulieren Forderungen, zeigen Alternativen auf und bieten Handlungsspielräume.

Programm: https://www.tourdelorraine.ch

Demo: END COMPLICITY IN GENOCIDE

1.2.2025 | 15 Uhr | Helvetiaplatz, Zürich

Lesens -/Hörens -/Sehenswert

Sicherheitsrisiko Security?
Journalistin Karin Wenger begibt sich auf eine abenteuerliche Recherche in der privaten Sicherheitsbranche. Sie bewirbt sie sich undercover als Wachfrau, um allfälligen Missständen nachzugehen – und erhält tiefe Einblicke in eine Branche, in der viel im Argen liegt.

https://www.srf.ch/audio/news-plus-hintergruende/undercover-als-security-1-5-der-lausige-lebenslauf?id=AUDI20250106_NR_0003