1. Mai – Kapitalismus
braucht Grenzen – also schaffen wir sie ab

Arbeits- und Grenzregime sind untrennbar miteinander verflochten. Die systematische Entrechtung geflüchteter und migrierter Menschen schafft die Voraussetzung für ihre Ausbeutung im kapitalistischen System.​​​​​​​ Der strukturelle Rassismus – unsichere Aufenthaltsbewilligungen, fehlende Anerkennung von Diplomen, Verweigerung von Bildungstiteln, keine Festanstellungen etc. – zwingen viele dazu, unter prekären Bedingungen im Tieflohnsektor zu arbeiten.

Kapitalismus braucht Grenzen

Während Menschen aufgrund der aktuellen Todespolitiken beim Versuch sterben, Meere oder Wüsten zu überqueren, sitzen andere jahrelang in Lagern an den Aussengrenzen fest – ohne Perspektive auf ein sicheres Leben in Würde und sinnvolle Beschäftigung.

Menschen, die die Aussengrenzen überwunden haben, stossen auf neue Grenzen innerhalb der Festung Europa. Personen ohne Aufenthaltsbewilligung (primär Sans-Papiers) sind gezwungen, im Verborgenen zu leben und unter prekären Bedingungen zu arbeiten – kontrolliert durch die allgegenwärtige Angst vor der Ausschaffung mit staatlicher Gewalt. Auch jene, die sich durch den Asylprozess gekämpft haben und nun über einen (unsicheren) Aufenthaltsstatus verfügen, erleben Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Sie arbeiten häufig unter schlechten Bedingungen und leben in ständiger Angst, ihre Anstellung zu verlieren – denn damit kann auch der Verlust ihres Aufenthaltsstatus einhergehen. So werden sie ausbeutbar, da sie sich weder gegen übermässige Arbeitszeiten noch gegen schlechte Entlöhnung wehren können, ohne dabei ernsthafte Konsequenzen zu erfahren. Gleichzeitig warten viele Menschen seit Langem auf eine Entscheidung in ihrem Asylverfahren – und dürfen in dieser Zeit nicht arbeiten.

Menschen aus dem EU-/EFTA-Raum können sich relativ frei im Schengenraum bewegen – jedoch nur, solange sie arbeiten oder über ausreichende finanzielle Mittel verfügen. Oft sind auch ihre Arbeitsbedingungen sehr schlecht. Durch Lohnunterschiede in den jeweiligen Ländern ist auch diese Migration strukturellen Zwängen unterlegen. Beispielsweise zeigen sich schwierige Arbeitsbedingungen im Care-Bereich, wenn FINTA Personen aus osteuropäischen Ländern in Schweizer Haushalten rund um die Uhr Pflegearbeit leisten.

Das herrschende Grenz- und Arbeitsregime verknüpft all diese Erfahrungen miteinander – so unterschiedlich sie auch sein mögen, bedingen sie sich doch gegenseitig. Die ständige Möglichkeit von Ausschaffung und Ausschluss dient dabei als Mittel, die Arbeitskraft ausbeutbar zu machen.

Das koloniale Erbe

Dieses kapitalistische Arbeitsregime steht in einer historischen Kontinuität zu kolonialen Logiken. Europa wäre ohne Kolonialisierung, Enteignung, Aneignung von Ressourcen und Sklaverei niemals so reich geworden. Die Zerstörung von Lebensgrundlagen durch multinationale Konzerne, die Ausbeutung von Ressourcen, der Raub von Land, der insbesondere indigene Gemeinschaften trifft, und die erzwungene Sparmassnahmen durch den Internationaler Währungsfonds​​​​​​​ (IWF) setzen sich bis heute fort. All dies führt auf gewaltvolle Weise zu unmenschlichen Lebensbedingungen.

Abolish Capitalism – Bewegungsfreiheit & Bleibefreiheit für alle!

Die Ausbeutung von Mensch und Natur schaffen eine Welt, in der viele weder bleiben, noch sich frei bewegen können. Anstelle von Ausbeutung, Grenzgewalt und Umweltzerstörung brauchen wir ein solidarisches Miteinander, eine Welt mit Bewegungsfreiheit & Bleibefreiheit.

Beschissene Strukturen abbauen, fürsorgliche Strukturen aufbauen – Abolitionismus jetzt!