14. Juni 25 Der feministische Widerstand hält nicht an Grenzen fest

Zwei Jahre ist es her. Am 14. Juni 2023 kenterte in der Nacht vor der Küste von Pylos ein Boot mit über 750 Menschen an Bord. Über 600 von ihnen – Menschen mit Familien, Freund:innen, Geschichten, Träumen und Hoffnungen – haben diese Nacht nicht überlebt. Sie sind gestorben unter den Augen europäischer Behörden. Über ihnen kreiste eine Frontex-Drohne, neben ihnen lag ein Schiff der griechischen Küstenwache, Handelsschiffe waren in der Nähe. Alle wussten vom Boot in Seenot. Sie sahen es. Sie taten nichts. Die Küstenwache brachte das Boot zum Kentern und schaute dann zu, wie hunderte von Menschen im Mittelmeer ertranken.

Diese Menschen flohen vor klimatischer Zerstörung, patriarchaler Gewalt, Krieg, Armut, neokolonialer und rassistischer Ausbeutung. Millionen von Menschen sind jedes Jahr gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Und Europa? Antwortet mit Gewalt.

Flucht- und Migrationsrouten werden immer gefährlicher. Besonders betroffen sind Frauen und Queers – über 70 Prozent erleben auf der Flucht patriarchale Gewalt. Queere Menschen fliehen oft vor Verfolgung, Haftstrafen oder gar der Todesstrafe. Gleichzeitig wird den LGBTQIA+ spezifischen Fluchtursachen wenig bis keine Beachtung geschenkt. Die unmenschlichen und isolierenden Camps und Knäste können retraumatisierend sein – gerade für LGBTQIA+, die patriarchale Gewalt erlebten.

  • Wir sagen NEIN zu dieser Lagerpolitik!
  • Wir sagen NEIN zum rassistischen Arbeits- und Visaregime!
  • Wir sagen NEIN zur Reform des Gemeinsamen europäieschen Asylsystems (GEAS)!

Täglich widersetzen sich Menschen dem rassistischen, patriarchalen und kapitalistischen Grenzregime. Unsere Trauer ist Wut. Unsere Erinnerung ist Widerstand. Unser Feminismus geht an die Wurzeln der Unterdrückung. Freiheit ist keine individuelle Emanzipation sondern eine kollektive Praxis der gelebten Intersektionalität.

Abolition bedeutet für uns: Knäste abschaffen – und Fürsorgenetze weben. Die Lagerpolitik beenden – und Räume der Solidarität aufbauen. Gewaltstrukturen zerstören – und Beziehungen leben, die auf gegenseitiger Verantwortung beruhen.

Diese Vorstellung von radikaler Solidarität verlangt, dass wir unsere Kämpfe verbinden: gegen Rassismus, gegen Patriarchat, gegen Kapitalismus und Kolonialismus. Feminismus ist für uns eine kollektive Kampfansage an jede Form von Gewalt.

Für die Freiheit zu bleiben, zu gehen, zu kommen und selbstbestimmt zu leben!